Was bleibt, vergeht.

11. – 19. Oktober 2024

VERNISSAGE // 10. Oktober 2024 von 19:00 – 22:00 Uhr

FINISSAGE // 17. Oktober 2024 von 19:00 – 22:00 Uhr

In der Ausstellung „Was bleibt, vergeht.“ präsentiert GALLERY MALINA drei Werkserien der Künstlerin Dana Rabea Jäger, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Themen Zärtlichkeit und Verletzlichkeit auseinandersetzen, wobei der Titel in seiner Doppeldeutigkeit den Bezug zu Beständigkeit sowie Vergänglichkeit setzt.

Die Kunstwerke der Serie Notes IOU (bedeutend Notes I owe you/ Notizen, die ich dir schuldig bin) von 2022 bestehen aus einer fotografischen Reihe und Keramikobjekten. Die Inkjetprint- Strecke beschäftigt sich vorrangig mit sexuellen Bedürfnissen und der Ambivalenz zwischen Erwartungen und Erfahrungen. Das Arrangieren von Schaufensterpuppen und der Versuch, ihnen Zuneigung einzuverleiben, spielt mit der Idee einer neuen, radikalen, selbstbestimmten und einvernehmlichen Vorstellung von Intimität, Sexualität und Zärtlichkeit. Die leblosen Charaktere aus Plastik und Lack haben bereits an einigen Stellen Schäden zugefügt bekommen, die auf eine potentielle Verletzlichkeit im intimen Austausch verweisen. Notes IOU möchte eine Neuverhandlung vom verallgemeinerten Verständnis über Liebe und Zuneigung anregen. Prägende Bilder und Umgangsformen sollen auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen, sowie die des Gegenübers überprüft und erkundet werden können. Der zweite Teil von Notes IOU trägt den Untertitel „pulling teeth“, und zeigt Plastiken aus Keramik, die übergroße Zähne repräsentieren. Sie deuten Schmerzempfindlichkeit und Sensitivität im Zusammenhang mit den durchlebten Emotionen und Empfindungen an, die den Prozess der Neufindung von Zärtlichkeit begleiten. Sie wurden von einem wiederkehrenden Traum inspiriert, in dem die Künstlerin einen Zahn verlor. Dieses Bild wird in der klassischen Traumdeutung sowohl als Ausdruck von Verlustangst, aber auch als Neuanfang interpretiert. Jägers Arbeit zielt darauf ab, gängige Vorstellungen von Liebe, Zuneigung und Beziehungen zu hinterfragen und die Betrachter*innen dazu anzuregen, ihre eigenen Bedürfnisse, Grenzen und diejenigen ihrer Partner*innen zu überdenken und zu erforschen.

Die Fotostrecke „Lust & Lustlosigkeit“ (2017-2018) handelt von einer Kurzgeschichte einer jungen  Frau, die sich nachts in einem Club wiederfindet. Sie erlebt die Auswirkungen von Drogen, Alkohol und der unerwünschten Zuneigung von Männern, während sie sich auf der Tanzfläche bewegt. Die arrangierte Stilllebenserie spielt mit vertrauten Objekten aus einer mädchenhaften Teenagerzeit sowie Objekten, die mit den Gewohnheiten erwachsener Frauen verbunden sind. Die damit verbundenen Erfahrungen, die ein Teenager-Mädchen in einer Welt voller Stereotypen und Kämpfe macht, bringen die Bilder zum Sprechen.

Abschließend beleuchtet die Künstlerin in der dritten Werkserie „Gegen den Rest der Welt“ stereotypische Annahmen von heteronormativen Beziehungen und das Konzept der Ewigkeit, dargestellt durch ein vertrautes, kitschiges Motiv: Liebesschlösser, die an den Gittern einer Brücke befestigt sind. Durch das Liebesschloss als Massenprodukt wird das Konzept der romantischen Beziehung zu einem Verkaufsobjekt degradiert. Die Schlösser selbst sind Ausdruck eines globalen Phänomens, bei dem die Idee von Liebe zunehmend zur Ware wird, verweist aber  auch auf die Sehnsucht nach Beständigkeit, die oft in der familiären oder romantischen Liebe gesucht wird. Das Liebesschloss, eigentlich als Symbol für ewige Liebe gedacht, wird zu einem vielschichtigen, beinahe melancholischen Objekt.

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